Wähle das Leben und das Glück – Beginn der Fastenzeit
Mose sprach zum Volk: Siehe, hiermit lege ich dir heute das Leben und das Glück, den Tod und das Unglück vor, nämlich so: Ich selbst verpflichte dich heute, den Herrn deinen Gott, zu lieben, auf seinen Wegen zu gehen und seine Gebote zu bewahren. Liebe den Herrn deinen Gott, hör auf seine Stimme und halte dich an ihm fest; denn er ist dein Leben. (Dtn 30, 15-16a; 20a)
In einer liturgischen Feier haben wir als Schulgemeinschaft der Schulen für wirtschaftliche und soziale Berufe in Klein Erla, mit dem Symbol der Schnecke und der Entscheidung, vor die Mose uns stellt, das Leben und das Glück zu wählen, den Weg in die Fastenzeit begonnen.
Die Instrumentalgruppe, zusammengesetzt aus Schülerinnen aus dem 3. und 4. Jahrgang der Höheren Lehranstalt für Sozialmanagement und aus der 2. Klasse der Fachschule für Sozialberufe, haben musikalisch zum Gelingen der Feier beigetragen.
Dr. Mag. Bernadette Schwarz leitete die Wortgottesfeier, die inhaltlich in einer ganz besonderen Tiefe von ihr niedergeschrieben worden war. Sie forderte uns auf, uns für das Leben in allen Facetten zu entscheiden, gestärkt aus der inneren Quelle, der Liebe Gottes, der in uns lebt, uns trägt und stützt. Diesen Weg zur Mitte, auf dem wir uns in der Fastenzeit begeben, können wir mit dem Symbol der Schnecke veranschaulichen.
Die Schnecke kann uns dafür in dreifacher Weise einen Impuls geben:
- Schnecken sind im sprichwörtlichen Schneckentempo unterwegs. Sie brauchen ihre Zeit, bis sie ihre Fühler und dann ihren Körper aus ihrem Schneckenhaus herausstrecken. Aber dann gehen sie zielstrebig und ausdauernd voran, und scheinen sich von nichts und niemandem aus der Ruhe bringen zu lassen. Das zu beobachten oder sich vor Augen zu führen kann uns lehren, gut auf uns selbst zu achten und uns eben nicht zu überfordern. Es ist ok, wenn andere schneller sind als ich. Es ist gut, wenn ich mein eigenes Tempo finde, das mich gut vorankommen lässt, ohne dass ich mich überfordere. Wir sind unterschiedlich und dürfen lernen, uns mit unseren Eigenheiten wertzuschätzen.
- Schnecken ziehen sich zu gegebener Zeit in ihr Schneckenhaus zurück. Es schützt sie in gewissem Maß vor Fressfeinden. Es schirmt sie im Winter ab gegen die Kälte und im Sommer gegen die Gefahr, auszutrocknen. Das Schneckenhaus kann uns daran erinnern, dass auch wir uns zurückziehen dürfen, um uns zu schützen: wenn uns die Vielzahl der Eindrücke eines Tages zu viel werden. Wenn wir Zeit für uns brauchen. Wenn wir die Stille suchen. Wir glauben, dass uns in der Stille und in der Einsamkeit Gott begegnen kann – bestärkend und manchmal auch herausfordernd. Er stärkt uns und er fordert uns, wieder herauszugehen aus unserem Schneckenhaus, die Fühler auszustrecken und neugierig zu bleiben auf die Welt und auf die Menschen, die uns an die Seite gestellt sind.
- Und ein letzter Gedanke: Das Schneckenhaus ist auch ein zutiefst österliches Symbol. Im Herbst verschließt sie ihr Haus mit einem runden Deckel, sodass sie dahinter die Kälte verschlafen kann. Sobald der Frühling kommt und sie die Wärme spürt, sprengt sie die „Tür“ und kriecht in ein neues Leben. Schon lange ziehen Menschen eine Parallele zur Ostergeschichte: Nach der Kreuzigung war der Leichnam Jesu in ein Felsengrab gelegt worden, das mit einem großen Stein verschlossen wurde. Am Ostermorgen finden die Frauen den Stein weggewälzt. Das Grab ist leer. Und sie verstehen: Jesus lebt, er ist auferstanden.
Wir gehen also persönlich, aber auch als Schulgemeinschaft, in diese Fastenzeit – mit dem Mut zum Rückzug, mit dem Mut, uns selbst zu begegnen, mit dem Mut Gott zu begegnen. Mit Achtsamkeit und Geduld. Mit Ausdauer und Neugier. Und getragen von der Hoffnung, dass das, was verschlossen ist, sich neu öffnen kann.
Der Empfang des Aschenkreuzes, das Zeichen der Umkehr, soll uns ebenfalls dazu ermutigen, die Verbindung mit Jesus Christus zu suchen, damit unser Leben gelingen kann und zum Segen wird. Die Erinnerung daran, dass alles im Leben vergänglich ist, soll unseren Blick auf das Unvergängliche richten, was dem Leben dient – unserem je eigenen, dem Leben mit unseren Mitmenschen, der gesamten Schöpfung und der Vertiefung der lebendigen Beziehung mit Gott.






















